Samstag, 5. Oktober 2013

Das perfekte Dinner und der Tellerrand der Nachbauten

Mangels TV hab ich mir 3 von 5 Folgen der VOX-Serie "Das perfekte Dinner" in deren Mediathek angeschaut. Die ersten 2 Folgen, dann war einiges davon für mich unerträglich und dann - natürlich - die letzte Folge mit Jasmin von SoulfoodLowcarberia.
Ich war sehr neugierig auf ihr Menü. Welches in unserem Haushalt übrigens sehr großen Anklang fand ;-)

Nun...  Ein wenig fühlte ich mich durch die zusammengeschnittenen Kommentare in meine Anfangszeit versetzt. Ungläubig, aber neugierig und die Frage, was kann man da überhaupt so essen.
Insgesamt habe ich mir von allen Foodbloggern in dieser Sendung den Mut zum objektiven Blick über den eigenen Tellerrand gewünscht.
Ich behaupte von mir selbst immer: Ich probiere alles, zumindest ein kleines Stück. Ich hab sogar Ziegenkäse probiert und es tut mir von Herzen leid, mir schmeckt das einfach nicht! Und ich hab auch mehr als ein Mal probiert. Das letzte Mal ist gar nicht so lange her, denn um die Ecke ist ein Ziegenstall mit Käserei. Doch auch von dort... es ist einfach nicht mein Geschmack.
Oder beim Besuch bei Sonne aus dem LCHF-Forum. Ich sagte ihr, ich werde auf jeden Fall ihre Lammkreation probieren. Bislang hat mir Lamm überhaupt nicht geschmeckt. Doch Sonne hat eine so unglaublich leckere Lammkeule serviert... ich habe einfach weiteressen müssen. :-)))

Bei der Gelegenheit fällt mir ein: Liebste Sonne, ich habe noch immer keine Lammkeule zubereitet, wie ich es versprochen hatte! Der nächste Metzger, der diese Art von Ausnehmen evtl. drauf hätte, der ist keine Ahnung wie weit weg! Aber ich halte noch immer die Augen offen und mir fällt da gerade ein schnieke Edeka-Laden ein, der so edel und exzellent ausgestattet ist, dass ich dort mal hinfahren werde und nach Lammkeule frage. Äh, ja, das war eigentlich nur so nebenbei erwähnt... *hüstel*

Was ich eigentlich sagen wollte: Wenn ich leidenschaftlich gerne koche und auch noch darüber blogge, dann sollte ich mit offenen Geschmacksknospen durch die Welt wandern.
Ich selbst koche relativ gerne, manche Zeiten auch wirklich mit größter Leidenschaft, grundsätzlich aber "nur" mit Spaß an leckerem Essen. Und was ich blogge: Vor allem als Gedächtnisstütze für mich, aber auch als Ideensammlung für andere. Mein Anspruch an Kreativität oder Exklusivität ist da nicht wirklich besonders groß. Es muss brauchbar für den Alltag sein, es sollte einigermaßen günstig sein, da nicht jeder einen großen Geldbeutel hat und auch bei mir schlagen gerne mal fette Rechnungen auf.
Es sollte einfach sein, im Zweifel schnell gehen und schmecken.
(Also irgendwie bin ich heute in Laberstimmung... sorry...)

Ok, soweit mein persönlicher Blick auf und über meinen Tellerrand. Wieder hin zum perfekten Dinner!

Liebe Jasmin, leider leider leider empfand ich dein Brot ungeschickt! Ich setze hier keinem "Normalo" nachgebautes Brot vor. (Dazu gleich mehr)
Allein aus dem Grund: Es wird niemals so schmecken können wie das gewohnte Brot.
Bei Kuchen wird man wohl noch mogeln können. Aber Brot... :-(
Ich denke, ich hätte dein Brot mit großer Freude gegessen! Vor allem bei dieser köstlich klingenden Butterauswahl! *haaaach* :-))

Was mich aber so richtig zum Nachdenken brachte, war schon ab der 2. Folge die Sache mit der veganischen Vegetarierin. Also was nun. Vegan oder vegetarisch? Der Unterschied ist mMn schon richtig groß und wer nicht weiß, wo er sich zugehöriger fühlt, der sollte vielleicht lieber nichts sagen, sich nicht bei sowas bewerben und hinterher nur nörgeln, dass so viel Sahne und Eier und blablabla.
Herrje, wenn ich Zugeständnisse mache, die ich aber "eigentlich" nicht möchte, dann muss ich mir das vorher überlegen!

Nun zum Nachbau.
In meiner Umstellung hab ich auch Brot nachgebaut. Ich bin damit, wie wohl alle, aufgewachsen. Es war normal, morgens sein Brot zu essen. Als Zwischenmahlzeit auch gerne und oft und abends heißt es dann schon eh Abendbrot.
Meine Brote.... achje... ich glaub, ich hab Nahrungsmittel im Wert von locker 80€ und mehr wegschmeissen dürfen. Es hat nicht funktioniert, nicht geschmeckt oder sonst was ist tierisch schief gelaufen.
Irgendwann hab ich zwar ein brauchbares Rezept gefunden (steht auch hier im Blog), doch... inzwischen brauche ich es nicht mehr und so hat fast nur noch Herzblatt was davon.
Ich mag, vor allem seit ich schwanger bin, nicht mal mehr am Wochenende ein Minibrötchen davon.

Eine meiner beiden besten Freundinnen ist auch Vegetarierin. Nicht aus pseudoethischer Überzeugung, sondern weil sie der Geschmack von Fleisch anekelt. Ja, das glaube ich ihr auch, denn sie kann nicht mal nachgebaute Tofuwürstchen essen, da es eben so verändert wurde, dass das Zeug nach Fleisch schmeckt.
Daher kann ich wirklich sagen: Meine Freundin empfinde ich als authentisch. Sie weiß, was sie will bzw. nicht will. Sie baut nichts nach und nennt es dann falscher Hase. Oder Huhn. Oder whatever.

Je länger ich darüber nachdenke, also über die Nachbauten...
In Gedanken gehe ich gerade meine Lieblingsrezepte durch. Da fällt mir Labskaus ins Auge. Im Original wird es mit Kartoffeln zubereitet. Weder die hessischen noch die baden-württembergischen Kartoffeln haben so viel Eigengeschmack, wie es die norddeutschen aus dem Bremer Umland hatten. Also habe ich statt Kartoffeln Pastinaken zubereitet. Somit würde ich es rein technisch als Nachbau einstufen.
Doch auch vor LCHF habe ich Labskaus gekocht und nicht mal ein Drittel der geforderten Menge an Kartoffeln eingebaut, eben weil die Sorten hier nicht schmeckten. Stattdessen mehr Fleisch und Fisch und rote Beete. Also... war das dann vor LCHF auch ein Nachbau?
Und wieso sollte ein Nachbau nicht auch legitim sein? Wenn ich mir die unzähligen Familienrezepte von Labskaus anschaue, dann sind das ja auch alles Originale und keine Nachbauten.

Wo hört für mich also das Original auf und fängt der Nachbau an?
Bei der Verträglichkeit vielleicht?
Ich vertrage weder Getreide noch allgemeine KH im herkömmlich empfohlenen Maße.
Muss ich mich dann selbst quälen, nur damit ich sagen kann: ICH baue nicht nach, ha ha!
Oder beim Geschmack?
Muss ich Ziege essen, weil das Fleisch zu einem bestimmten Gericht gehört, obwohl mir das Fleisch nicht schmeckt? Nur damit es Original bleibt?

Ne, ich für mich selbst habe entschieden: In diesen Fällen sind es keine Nachbauten, nur persönliche Varianten :-) (klingt so nett zurechtgebogen, hm? ;-) )

Ein Nachbau bleibt für mich aber der Versuch, aus Bohnen Fleisch zu imitieren. Oder eben Brot nach zu backen, welches dem gewohnten Anspruch nicht standhalten können wird, da eben völlig andere Zutaten genommen werden. Es dann auch Brot zu nennen, finde ich unglücklich. Vielleicht fällt mir noch ein anderer Name dafür ein ;-)
LCHF-Kuchen mögen wohl Nachbauten sein, doch wenn jemand nicht drauf verzichten möchte, egal warum, dann ist so ein gelegentlicher Nachbau noch immer gesünder, als die Bäckerei leer zu kaufen.

Letztlich, ja, Nachbauten sind legitim. Warum denn auch nicht? Sie bedienen den persönlichen Geschmack oder bestätigen das persönliche Empfinden irgendeiner Einstellung, wenn es denn notwendig sein sollte, um sich besser zu fühlen.

Nur... Nachbauten empfinde ich dann nicht mehr als ratsam, wenn sie nur eine Kompensation darstellen. Dass nur keine Verzichtsgefühle aufkommen bzw. im Falle von emotional gesteuerten Esssüchtigen würde hier ja der Tröster wegfallen. Und genau das muss eigentlich auch sein. Weg mit dem Essen als Ventil, man muss lernen, die Gefühle zuzulassen und auszuleben.
Doch das ist schon wieder eine andere Baustelle :-)



2 Kommentare:

  1. Verdammt langen Kommentar geschrieben und dann auf die falsche Taste gedrückt, buhuuu :-/

    Schöner Text, liebe Kathi!
    Der Grad zwischen Nachbauten und Abwandlungen ist schmal. Und sind Nachbauten wirklich so schlimm, wie wir sie manchmal verteufeln?
    Zucker und Mehl austauschen oder Soja und Co in Entenform pressen..für mich ist die Sojasache irgendwie abstruser, vielleicht aber getriggert von meiner eigenen Ernährungsform, das kann schon sein :)
    Ein wenig mehr Aufgeschlossenheit hätte der Runde nicht geschadet (das Brot zu kredenzen, sah ich auch eher kritisch), schade aber sei's drum.

    Liebste Grüße,
    Charlotte

    ..., die heute deinen pornösen Schoko (Nachbau?) Kuchen isst :-D

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    1. Huhu Schlottilinchen, schön, von dir zu hören :-)))

      Ich glaube, jeder muss für sich selbst entscheiden, wo ein Nachbau irgendwie seltsam wird. Und ja, ein Nachbau durch Austausch mag zwar Nachbau sein, aber letztlich sinnvoller als eine Imitation.

      Der pornöse Schokokuchen stammt aus einer Wartezimmerzeitschrift, dessen Zutaten ich nur ersetzt habe *flöööt* :-)

      Den back ich heute auch grad mal wieder. Ich kann ja nun einfach behaupten, Baby verlangt nach Schoko *hrhrhrhr* So ungefähr 1xMonat....

      Fühl dich gedrückt!

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